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Die Netzbetreiber haben wegen einer massiven Nachfrage in Europa und zum Erhalt der Netzstabilität erneut Strom aus Ersatzkraftwerken in Deutschland und Österreich angefordert. „Von Stromknappheit kann aber keine Rede sein“, betonte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur am Donnerstag. „Wir exportieren derzeit viel Strom unter anderem nach Frankreich, weil dort sehr viele Heizungen mit Strom betrieben werden.“ Es gehe darum, in Zeiten starker Nachfrage die Stabilität des Netzes zu garantieren.

Das Anzapfen der im Zuge der Energiewende und der Stilllegung von acht Kernkraftwerken dafür vereinbarten „Kaltreserve“ wurde als ganz normaler Vorgang bewertet.

Insgesamt sind die angeforderten Ersatzkapazitäten aus dem Kohlekraftwerk Mannheim 3, den österreichischen Gaskraftwerken Theiß und Korneuburg sowie dem Ölkraftwerk Neudorf-Werndorf mit einer Gesamtleistung von 685 Megawatt eher gering. Die Betreiber der Stromautobahnen hatten die Kapazitäten für Mittwoch erstmals angefordert – laut Bundesnetzagentur werden sie wohl bis Freitag zur Absicherung in Anspruch genommen. Bereits im Dezember hatte der bayerische Netzbetreiber Tennet Reserven in Österreich angezapft, vor allem weil es betriebswirtschaftlich die günstigste Option war.

Um ein Atomkraftwerk nicht im „Stand-By“-Betrieb halten zu müssen, hatte Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth Ende August mehrere alte Kraftwerke in Deutschland mit einer Leistung von 1009 Megawatt und in Österreich mit einer Leistung von 1075 Megawatt als Reserve für Engpässe gerade im Winter benannt. Derzeit wirbelt besonders eine extreme Nachfrage in Frankreich den Strommarkt durcheinander.

Dort stieg der Leistungsbedarf wegen der Minusgrade auf den bisherigen Rekordwert von 101 700 Megawatt und war in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland – obwohl Frankreich über 15 Millionen Einwohnern weniger hat. Der Börsenstrompreis stieg am Donnerstag in ungeahnte Höhen: Zwischen 10 und 11 Uhr waren laut Strombörse EEX 1,94 Euro je Kilowattstunde zu zahlen. In Deutschland waren es 16 Cent.