Der frühere Hamburger Umweltsenator und heutige RWE-Manager Fritz Vahrenholt zweifelt in einem neuen Buch alle bisherigen Prognosen über die nahende Klimakatastrophe an.
So werde die Sonne in den nächsten Jahrzehnten kälter, die Aktivität nehme ab, sagte Vahrenholt in Berlin bei der Vorstellung des Buchs «Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet». Der menschengemachte Einfluss auf das Klima durch Treibhausgas-Ausstöße werde maßlos überschätzt und der Einfluss der Sonne unterschätzt, sagte Vahrenholt, der die RWE-Ökoenergie-Sparte Innogy leitet.
Das Buch, das er zusammen mit dem für den Ölkonzern RWE Dea tätigen Wissenschafter Sebastian Lüning geschrieben hat, erscheint am Dienstag bei Hoffmann und Campe. Vahrenholt (62) gilt als Querdenker wider den Zeitgeist. 1978 löste der Professor für Chemie mit seinem Buch «Seveso ist überall» eine Debatte über tödliche Risiken der Chemie aus. Heute wirft er nach mehrjähriger Auseinandersetzung mit Studien, Literatur und Klimamodellen dem Weltklimarat vor, sich zu irren. Die Klimadebatte müsse neu geführt werden.
Die nächsten Jahrzehnte werde es aufgrund natürlicher Ursachen wie der veränderten Sonnenstrahlung zu einer leichten Abkühlung kommen. Die jüngsten Wärmerekorde hingen mit einer Sonnenerwärmung zusammen, die nun an ein Ende komme. Selbst bei steigenden CO2-Emissionen werde die Erwärmung in diesem Jahrhundert daher zwei Grad Celsius nicht überschreiten. «Wir brauchen dringend mehr Forschungsaktivitäten zur natürlichen Beeinflussung des Klimas», forderte Vahrenholt.
Klimaforscher wiesen die Thesen zurück. «Die Sonnenaktivität wird nicht vernachlässigt in der Klimaforschung. Es gibt hunderte Forscher, die zu Einflüssen wie Sonnenaktivität und Vulkanausbrüchen auf das Klima arbeiten», sagte Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der dpa. «Es ist Konsens, dass die Sonnenaktivität eher geringe Einflüsse auf Klimaänderungen hat.» So gebe es zwischen Sonnenmaximum und Sonnenminimum in der globalen Mitteltemperatur einen Unterschied von gerade einmal 0,1 Grad.
Vahrenholt misst hingegen der Sonne eine weit größere Bedeutung zu. Ozeanzyklen deuteten daraufhin, dass die Sonne kürzlich in eine längerfristige strahlungsarme Phase getreten ist. Er betonte, schon in früheren 1000-Jahres-Zyklen seien die Temperaturen wegen der Aktivitäten der Sonne nicht konstant gewesen, «lange bevor der Mensch Öl, Gas und Kohle verbrannt hat». Auch ein großer Teil der Erwärmung der letzten 150 Jahre sei durch einen natürlichen Zyklus bedingt ist, der von der Sonne geprägt wird, so Vahrenholt und Lüning.
Ex-«Spiegel»-Chefredakteur Stefan Aust sagte bei der Präsentation des Buches: «Die revolutionäre Nachricht dieses Buches ist: Es ist schon einmal alles dagewesen». Vahrenholt sagte, es gebe wegen der ausbleibenden Katastrophe mehr Zeit, den Ausbau der erneuerbaren Energien in ökonomisch vernünftigem Maße zu gestalten, statt wie Deutschland jetzt zu überstürzen. In Deutschland gebe es eine «Phobie gegen fossile Energieträger». Vahrenholts Arbeitgeber RWE gehört zu den Energiekonzernen in Europa mit den höchsten CO2-Ausstößen.
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Foto: dpa