In den Ländern Osteuropas und Zentralasiens wird dramatisch Energie verschwendet. Darauf hat Thomas Mirow, der Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) (Foto oben), hingewiesen. „Der Energieverbrauch ist strukturell noch viel zu hoch“, sagte der frühere Hamburger Wirtschaftssenator in Hamburg. „Die Kraftwerke und Leitungsnetze sind veraltet und es gibt einen hohen Kapitalbedarf für den Ausbau der Energie-Infrastruktur.“
Die EBRD in London, meist als Osteuropabank bezeichnet, vergibt rund ein Viertel ihres Jahresbudgets von neun Milliarden Euro für Projekte im Energiebereich. Die Bank fördert generell Projekte, die einen Schritt zu mehr Marktwirtschaft bedeuten und zu Energiesicherheit und -effizienz führen. „Wir sind nicht eingebettet in ein Energiemix-Konzept; der Ausbau der Kernenergie ist nicht abgedeckt vom Mandat der Bank“, sagte Mirow. „Unsere Programme richten sich oft an kleine und mittlere Unternehmen und decken die gesamte Wertschöpfungskette von der Energieerzeugung bis zum Klimaschutz in Gebäuden ab.“
Die EBRD prüfe auch, sich an der Finanzierung der geplanten Nabucco-Pipeline von der Türkei nach Österreich zu beteiligen. Das Projekt ist allerdings noch nicht gesichert; der anvisierte Baubeginn wurde mehrfach verschoben. Mit der 3300 Kilometer langen Pipeline soll Gas aus dem Kaspischen Meer nach Westeuropa gelangen und so die Versorgungssicherheit erhöhen. „Der Erfolg dieses Projektes steht und fällt mit dem verlässlich verfügbaren Gas an der Quelle“, sagte Mirow. Zusätzlich könnten größere Netz- und Lagerkapazitäten innerhalb Europas ganz erheblich dazu beitragen, die Energiesicherheit zu stärken.
Die EBRD wird von 61 Staaten sowie der EU und der Europäischen Investitionsbank getragen. Sie unterstützt Projekte in 29 Ländern, von Zentraleuropa bis Asien, durch Kredite, Kapitalanlagen und Garantien. Mirow hielt in Hamburg in der Bildungseinrichtung Haus Rissen einen Vortrag zur Energieversorgung für das Europa von morgen. Er wies darauf hin, dass fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas auch in den kommenden beiden Jahrzehnten noch den wichtigsten Beitrag zur Energieversorgung leisten würden.
Foto: Andy Lane/ ebrd