Bei der Suche nach dem Auslöser der EHEC-Infektionswelle haben Gesundheitsbehörden jetzt ein Lübecker Restaurant überprüft. Insgesamt 17 Erkrankte hätten dort zwischen dem 12. und dem 14. Mai gegessen, berichteten die «Lübecker Nachrichten» (Samstagausgabe). Ein Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums bestätigte auf dapd-Anfrage, dass Teilnehmerinnen eines Seminars der Steuergewerkschaft nach einem Besuch in Lübeck erkrankt seien. Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts (RKI) seien inzwischen in der Hansestadt gewesen.
«Das Restaurant trifft keine Schuld, allerdings kann die Lieferantenkette möglicherweise den entscheidenden Hinweis geben, wie der Erreger in Umlauf gekommen ist», wird Werner Solbach, Mikrobiologe am Universitätsklinikum Lübeck, zitiert.
Der Zeitung zufolge hatte in dem Restaurant unter anderem eine dänische Besuchergruppe zu Mittag gegessen, die für einen Tagesausflug in die Hansestadt gekommen war. Acht Teilnehmer hätten sich infiziert. Zur selben Zeit hätten auch 30 Frauen einer Gewerkschaft in dem Lokal gespeist. Die Teilnehmerinnen, die aus ganz Deutschland stammten, seien zu einem Seminar in Lübeck gewesen. «Bislang wissen wir von acht, teilweise sehr schweren Fällen. Eine Teilnehmerin aus Nordrhein-Westfalen ist verstorben», sagte Dieter Ondracek, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft in Berlin, der Zeitung.
Ein weiterer schwerer Infektionsfall scheint im Zusammenhang mit dem Lokal zu stehen. Ein erkranktes Kind aus Süddeutschland sei bei einer Familienfeier ebenfalls im betreffenden Zeitraum in dem Restaurant gewesen, sagte Solbach den «Lübecker Nachrichten».
Die Zahl der beim Robert-Koch-Institut gemeldeten EHEC-Erkrankungen stieg unterdessen weiter: Bis Freitagnachmittag registrierte das RKI 1.213 Fälle, 520 Patienten litten am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS). Bundesweit werden mittlerweile mindestens 19 Todesfälle mit EHEC in Verbindung gebracht.