Die Betriebsräte der vier großen in Deutschland aktiven Energieversorger haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem langsameren Vorgehen beim Atomausstieg aufgefordert. „Alle unsere Anlagen können noch lange Zeit einen sicheren und CO2-freien Beitrag zur Energieversorgung unseres Landes leisten. Es gibt keinen Anlass, diese Kraftwerke überhastet vom Netz zu nehmen“, schreiben die Arbeitgebervertreter der Konzerne Eon <EOAN.ETR>, RWE<RWE.ETR>, EnBW <EBK.ETR> und Vattenfall am Freitag in einem offenen Brief an die Kanzlerin.
Bei einem Treffen im Kanzleramt wollen die Spitzen von CDU und FDP am Sonntag über den Atomausstieg beraten. Das Bundeskabinett soll dann am 6. Juni entscheiden. Merkel hatte zuletzt der CSU den Rücken gestärkt, die einen Ausstieg bis 2022 anstrebt. Das ist aus Sicht der Arbeitgebervertreter aber zu früh, wie Eon-Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer ausführte. Es sei wichtig, dass alle Beteiligten an der Debatte mit am Tisch säßen. Aspekte wie der Strompreis dürften nicht ausgeklammert werden, sagte er.
In Deutschland hingen mehr als 30.000 Arbeitsplätze an der Kerntechnik. „Wir haben dazu beigetragen, dass unser Industrieland immer genügend bezahlbare Energie hatte, unstrittig eine wichtige Grundlage für die positive Entwicklung unseres Landes in den letzten Jahrzehnten“, heißt es in dem Brief. Die Stimmung sei aufgrund der Ereignisse in Japan gegen die Kernenergie. Die Politik dürfe sich aber bei solch einer langfristig wirkenden Entscheidung nicht nur von Stimmungen leiten lassen.