Unverbesserlich: Japan, Südkorea und China setzen weiterhin voll auf Atomkraft

Japan bleibt wie seine Nachbarn China und Südkorea auf Atomkurs – trotz der verheerenden Katastrophe von Fukushima. Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder vereinbarten am Sonntag in Tokio eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Atomsicherheit. Es sei gerade in Zeiten von Katastrophen wichtig, „sich gegenseitig zu helfen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Zuvor hatten die Führer Chinas und Südkoreas den Japanern bei einem gemeinsamen Besuch in den Katastrophengebieten ihren Beistand bekundet. Beim anschließenden Gipfeltreffen erklärten die drei Länder dann, Atomenergie bleibe eine „wichtige Option für viele Länder“. Allerdings müsse Sicherheit Vorrang haben. Zugleich wollen die drei Nachbarstaaten bei erneuerbaren Energien zusammenarbeiten, um eine übermäßige Abhängigkeit von Atomstrom zu vermeiden, hieß es.

Japans Premier Naoto Kan empfing Südkoreas Präsidenten Lee Myung Bak und Chinas Regierungschef Wen Jiabao in der Stadt Fukushima, rund 60 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk entfernt. Es war das erste Mal, dass ausländische Staats- und Regierungschefs Fukushima besuchten. Kan tischte seinen Gästen dabei öffentlichkeitswirksam Kirschen und andere lokale Agrarerzeugnisse auf. Japan ist stark darum bemüht, das wegen der Atomkatastrophe weltweit erschütterte Vertrauen in die Sicherheit seiner Produkte wieder zurückzugewinnen.

Eine enge Kooperation ihrer drei Staaten werde zum zügigen Wiederaufbau Japans beitragen, erklärten die Führer. Der chinesische Ministerpräsident kündigte an, die nach Beginn der Atomkatastrophe verhängten Importbeschränkungen für japanische Lebensmittel wieder zu lockern, solange Tokio für die Sicherheit der Erzeugnisse sorge. Bei einem bilateralen Treffen mit Kan sagte Wen laut Medienberichten, China werde das Importverbot für Produkte aus den Provinzen Yamagata und Yamanashi aufheben. Damit gelten die Importbeschränkungen jetzt nur noch für zehn japanische Provinzen.

Die Staats- und Regierungschefs hatten in einer Sporthalle in Fukushima den dort untergebrachten Flüchtlingen gemeinsam Mut gemacht und Trost gespendet. Lee und Wen hatten zuvor getrennt voneinander Trümmergebiete in der Provinz Miyagi besichtigt, die das Erdbeben der Stärke 9,0 und der anschließende Tsunami am 11. März mit am schlimmsten verwüstet hatten. Sie legten Blumen nieder und hielten eine Schweigeminute für die Opfer der Katastrophe ab. „Ich hoffe, dass Japan schnell wieder aufgebaut wird“, sagte Lee.

China und Südkorea hatten frühzeitig Rettungsteams in Japans Katastrophengebiete geschickt. Die Beziehungen der beiden asiatischen Länder mit dem Nachbarn waren in der Vergangenheit immer wieder von Japans Umgang mit seiner kriegerischen Vergangenheit sowie Gebietsstreitigkeiten belastet. Nach Einschätzung des japanischen Ministerpräsidenten Kan ist das Verhältnis zu den Nachbarstaaten seit der Katastrophe wieder enger geworden.

Unterdessen legte ein riesiges Tankfloß am Kai nahe des Atomkraftwerks Fukushima an. Es soll leicht radioaktives Wasser aufnehmen. Die Reparaturtrupps pumpen seit mehr als zwei Monaten Millionen Liter Wasser ins AKW, um die schwer beschädigten Reaktoren zu kühlen. Zumindest teilweise sind die Reaktorkerne geschmolzen. Das strahlende Wasser in den Atommeilern behindert die Sicherungsarbeiten. Das stählerne Tankfloß kann bis zu 10 Millionen Liter radioaktiv verseuchten Wassers aufnehmen. Es war in einer Werft in Yokohama für den Einsatz an der Atomruine umgebaut worden.

Wie der AKW-Betreiber Tepco am Samstag bekanntgab, waren um den 10. Mai erneut insgesamt 250 Tonnen kontaminierten Wassers aus einem Schacht nahe der Meerwasseraufnahme des Reaktors 3 in den Ozean geflossen. Die Strahlendosis habe 20 Terabecquerel betragen und damit das 100-Fache der jährlich erlaubten Menge. Das Leck sei 41 Stunden lang offen gewesen und erhöhte die Konzentration an radioaktiven Substanzen im Hafenbecken des AKW. Außerhalb des Hafens seien keine großen Veränderungen festgestellt worden, behauptete Tepco.