Strafbefehle wegen Amflora-Kartoffellager-Besetzung

Das Amtsgericht Waren hat Strafbefehle gegen acht Frauen und Männer erlassen, die bei einer Greenpeace-Aktion 2010 im Müritzkreis ein Lager mit Amflora-Saatkartoffeln besetzt und blockiert hatten. Die Betroffenen sollen Geldstrafen zwischen 400 und 600 Euro zahlen, sagte ein Sprecher des Gerichtes am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Die Staatsanwaltschaft wirft der Gruppe versuchte Nötigung und Hausfriedensbruch vor. Sollten die drei Frauen und fünf Männer die Zahlung ablehnen – einige Widersprüche lägen schon vor – würde es zu einem Prozess am Amtsgericht kommen. Die Aktivisten hatten den bundesweit einzigen kommerziellen Anbau der gentechnisch veränderten Stärkekartoffel verhindern wollen.

Sie hatten sich am 12. April Zutritt zu dem umzäunten Lager in Bütow verschafft und dort angekettet. In Bütow war die Kartoffelsorte schon mehrere Jahre als Versuchsanbau auf die Felder gekommen. Die EU hatte den kommerziellen Anbau der BASF <BAS.ETR> Plant Science GmbH (Limburgerhof) Anfang 2010 genehmigt. Er fand später – trotz Protesten – auch auf 15 Hektar statt. In diesem Jahr hat der BASF-Konzern in dieser Region aber keine Amflora-Kartoffeln angebaut. Geplant war Amflora-Anbau 2011 auf zwei Hektar bei Üplingen (Sachsen-Anhalt) und 15 Hektar in Schweden.

Insgesamt waren an der Protestaktion in Bütow 22 Tatverdächtige aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Gegen zehn Leute seien die Verfahren, vor allem wegen geringer Schuld, eingestellt worden, vier weitere Verfahren gegen Beteiligte unter 21 Jahren wurden an andere Staatsanwaltschaften abgegeben.

Im Sommer 2010 war es später zu weiteren Störaktionen am Feld gekommen. In dem Zusammenhang wurden bereits zwei weitere Strafbefehle gegen zwei Männer erlassen, die trotz Polizeibewachung die Kartoffelpflanzen herausrissen und dabei festgenommen wurden. Sie sollen 1000 und 750 Euro zahlen, haben dagegen aber auch Widerspruch eingelegt.

Umweltschützer kritisieren die Zulassung der Sorte Amflora vor allem, weil sie ein sogenanntes Markergen enthalte, welches beim Menschen Resistenzen gegen Antibiotika hervorrufen könnte. Das aber wird von Pflanzenexperten bezweifelt, unter anderem weil die Kartoffel nicht zum Verzehr vorgesehen sei. Die Amflora-Kartoffel wurde für die Stärkeindustrie entwickelt.


Foto: Amflora-Kartoffel-Ernte / basf-plant-science via FlickR/cc