Der Münchner Tech-Riese Siemens hat nach der Aktom-Katastrophe in Japan die Hosen gestrichen voll und erwägt einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ zufolge einen Ausstieg aus dem geplanten Joint-Venture mit dem russischen Atomkonzern Rosatom. „Wir diskutieren derzeit alle Optionen“, zitiert das Blatt einen hochrangigen Manager des Münchner Unternehmens. Es sei aber noch nicht entschieden, ob Siemens die Pläne völlig aufgebe oder etwa die Rolle eines bevorzugten technischen Partners übernehme. Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren.
Der Konzern hatte vor zwei Jahren mit dem russischen Staatskonzern eine Absichtserklärung zur Gründung eines gemeinsamen Unternehmens unterzeichnet. „Unser gemeinsames Ziel ist es, weltweit Marktführer im Kernenergiegeschäft zu werden“, hatte Siemens-Chef Peter Löscher damals gesagt.
Das Gemeinschaftsunternehmen soll neue Atomkraftwerke bauen und vorhandene Meiler modernisieren. Bevor das Projekt starten kann, muss aber noch der Streit zwischen Siemens und dem französischen Atomkonzern Areva ein Ende finden.
Siemens hatte wenige Wochen vor der Vereinbarung mit Rosatom seinen Rückzug aus dem 2001 gegründeten Joint Venture mit Areva angekündigt und will seinen Anteil von 34 Prozent an Areva verkaufen. Um sich über die Trennungsmodalitäten zu einigen, wurde ein Schiedsverfahren eröffnet. Knackpunkte sind die Abfindung für Siemens und das Wettbewerbsverbot. Beide Partner werfen sich einen Bruch der Vertragsbedingungen vor. Die Entscheidung des Schiedsgerichts erwartet Siemens in diesem Frühjahr, hieß es zuletzt.