Schon vor der Laufzeitverlängerung ist die Bundesregierung über Sicherheitsrisiken in den ältesten deutschen Atomkraftwerken informiert gewesen. Das geht aus Unterlagen des Bundesumweltministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Trotzdem verlängerte die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Laufzeiten der ältesten AKW um 8, die der nach 1980 ans Netz gegangenen Atomkraftwerke um 14 Jahre.

Experten der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) kamen in dem Bericht zu dem Ergebnis: „Insbesondere in älteren Anlagen entsprechen einige sicherheitstechnisch wichtige Systeme nicht in allen Punkten dem Stand von Wissenschaft und Technik.“

Dies betreffe insbesondere die „Stromversorgung einschließlich der Gleichstromversorgung, Notstromdiesel einschließlich Startluft- und Kraftstoffversorgung, leittechnische Einrichtungen, Führung der Frischdampfleitungen (…) Kühlwasserversorgung“. Zudem wird der Schutz vor Flugzeugabstürzen in der Bestandsaufnahme im Auftrag des Umweltministeriums als unzureichend gesehen.

Andere Experten empfahlen der Regierung, zunächst alle Anlagen zu untersuchen, bevor die Laufzeiten verlängert werden. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima werden nun alle 17 AKW einem Sicherheits-Check unterzogen, die 7 ältesten Meiler sowie die Anlage Krümmel sollen bis Juni erst einmal abgeschaltet bleiben.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sylvia Kotting-Uhl, sagte mit Blick auf die Gutachten und das aktuelle Handeln der Regierung: „Die Entdeckung der Bundesregierung, dass die deutschen Atomkraftwerke Sicherheitsmängel haben, kommt spät. Entweder sie liest ihre eigenen Unterlagen nicht oder sie lügt.“