Japan-Krise: Jod-Tabletten auch in Deutschland gefragt - derzeit keine Atom-Gefahr

Nach dem Atomunfall in Japan steigt auch in Baden-Württemberg die Nachfrage nach Jodtabletten. „Das Informationsbedürfnis ist da“, erklärte am Donnerstag ein Sprecher der Landesapothekerkammer in Stuttgart. Am Vortag hätten einige Apotheker angerufen und von Kunden berichtet, die sich für die Präparate interessierten. Sein Haus und das Landesgesundheitsamt raten jedoch dringend von der Einnahme von Jodtabletten gegen mögliche Strahlenschäden ab. Sie seien derzeit nutzlos und möglicherweise riskant, teilte die Behörde mit. Bei Menschen über 45 Jahren bestehe das Risiko einer Schilddrüsenüberfunktion.

Bei anderen offiziellen Stellen im Land ist die Lage jedoch ruhiger: In der Abteilung „Isotopenlabor und Strahlenschutz“ der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen habe sich bisher nur eine Stewardess untersuchen lassen, erklärte ein Arzt. Sie sei aber nicht kontaminiert gewesen. Das Amt ist eine von zwei Stellen, bei denen sich Menschen auf Strahlenbelastungen untersuchen lassen können.

Auch in der Luft macht sich das japanische Atomunglück im Südwesten noch nicht bemerkbar. „Die aktuell gemessenen Werte entsprechen dem normalen natürlichen Strahlenpegel“, teilte das Umweltministerium am Donnerstag mit. Das Ministerium erwartet auch künftig wegen der großen Entfernung zu Japan keine Auswirkungen auf die Strahlenbelastung in Baden-Württemberg. Bürger können die Werte auf der Behörden-Homepage unter http://dpaq.de/strahlenmesswerte-bw abrufen. Unter der Telefonnummer 0711-1262713 wurde zudem ein Bürgertelefon eingerichtet.

Ein möglicher Schutz vor Belastungen mit den Jodtabletten sei nur im Einzelfall sinnvoll, zum Beispiel wenn Japanreisende unmittelbar Radioaktivität ausgesetzt waren. Ohnehin müsste durch einen Atomunfall überhaupt erst einmal gefährliche Strahlung frei gesetzt werden, erklärte das Landesgesundheitsamt. Die speziellen Tabletten sollen die Schilddrüse bei hoher Strahlenbelastung vor Krebs schützen.