Der größte deutsche Energiekonzern Eon befürchtet Instabilitäten im Hochspannungsnetz durch das Abschalten von Kernkraftwerken in Deutschland. Das Netz sei viel sensibler, als manche denken, sagte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen am Mittwochabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Es sei ein Unterschied, ob man zwei bis drei Anlagen oder sieben vom Netze nehme. In einem Schreiben an die Netzbetreiber und die Bundesregierung hätten die Betreiber auf diese Probleme aufmerksam gemacht.
Das von der Bundesregierung beschlossene Moratorium, die sieben ältesten Atomkraftwerke vorübergehend vom Netz zu nehmen und den gesamten Anlagenbestand einer Sicherheitsprüfung zu unterwerfen, sieht Teyssen eher politisch motiviert. Sicherheitstechnisch ließe sich die Abschaltung der Anlagen nicht begründen, sagte er. Zu rechtlichen Fragen, möglichen Klagen oder den wirtschaftlichen Auswirkungen der Moratoriums äußerte sich Teyssen ausdrücklich nicht.
An der jetzt anstehenden deutschen und europäischen Sicherheitsdebatte werde sich Eon beteiligen. Zugleich warnte der Eon-Chef aber vor voreiligen Schlüssen. „Ich bin nicht in der Lage, heute Schlussfolgerungen zu ziehen.“ Teyssen kritisierte zudem die in Deutschland entflammte Atomdebatte als verfrüht angesichts der dramatischen Ereignisse in Japan.
Der Topmanager kündigte an, dass der Konzern die Entscheidungen zum Moratorium zügig umsetzen werde. Eon werde die Anlagen sofort abschalten, wenn die entsprechenden behördlichen Anordnungen vorlägen. Bei dem Energieriesen sind die Anlagen Isar I und Unterweser von Abschaltungen betroffen. Kurz vor der Ankündigung der Bundesregierung hatte Eon mitgeteilt, Isar I vom Netz zu nehmen.