Sie haben ihren Eiskernbohrer 2,5 Kilometer tief in den Eispanzer Grönlands getrieben und sind nun auf den felsigen Untergrund gestoßen. Forscher aus 14 Ländern haben damit nach fünf Jahren Arbeit ein wichtiges Ziel erreicht.
Es ist ihnen erstmals gelungen, die Eisschicht aus der kompletten letzten Warmzeit, dem Eem-Erdzeitalter, vor 130 000 bis 115 000 Jahren zu durchdringen. Aus den Ergebnissen erhoffen sie sich Rückschlüsse auf die Folgen des Klimawandels. «Das Eem ist deshalb so bedeutsam, da es zu der Zeit drei bis fünf Grad Celsius wärmer war als heute», sagte Prof. Heinrich Miller vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) diese Woche laut einer Mitteilung.
«Der Meeresspiegel lag damals fünf Meter höher. Daher erlaubt die Eem-Warmzeit den besten Vergleich mit möglichen zukünftigen Klimazuständen», erläuterte Miller, der am NEEM-Projekt (North Greenland Eemian Ice drilling) beteiligt war. Die Leiterin des Projekts, Prof. Dorthe Dahl-Jensen von der Universität Kopenhagen sagte: «Wir erwarten, dass sowohl genetisches Material als auch Pollen im Eis zu finden sind und uns mehr über die Pflanzen erzählen, die auf Grönland vor vielleicht mehr als drei Millionen Jahren lebten, bevor Grönland vereiste.»
Der Blick auf die Ergebnisse der Untersuchungen gibt nach Angaben des AWI Antworten für unser künftiges Klima. Wie groß war die grönländische Eiskappe vor 120 000 Jahren? Wie viel trug das Abschmelzen zum Anstieg des Meeresspiegels bei? Wie schnell erfolgte dieser Anstieg?
Nach fünf Jahren Arbeit erreichten die Wissenschaftler am vergangenen Dienstag das Felsbett. Mehr als 300 Forscher arbeiteten insgesamt mit. Sie konnten auf den letzten beiden Metern sogar noch Gesteinsproben und Material aus der Eiszeit vor dem Eem-Zeitalter bergen.
[TechFieber Green/mei / Foto: Gletscher in Grönland / Rietje/cc ]
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