Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko zieht US-Präsident Barack Obama die Daumenschrauben bei BP fester an. Die Regierung setzte dem britischen Ölriesen eine neue Frist. Mit Ablauf des Sonntags soll ein überzeugender Plan zur Eindämmung des Ölflusses ins Wasser vorgelegt werden.
Die bisherigen Aktionen und Vorhaben reichten nicht aus, hieß es nach Angaben des Senders CNN in einem Schreiben von Küstenwacht- Admiral James Watson an den Konzern. Außerdem hat Obama für kommende Woche führende BP-Vertreter ins Weiße Haus zitiert.
Zugleich bemühte sich der Präsident aber, Spannungen im Verhältnis zu Großbritannien wegen der harschen US-Kritik an BP aus dem Weg zu räumen. In einem Telefongespräch mit dem frischgebackenen britischen Premier David Cameron versicherte Obama, dass der Unmut über BP kein Angriff gegen Großbritannien sei und „nichts mit Nationalgefühlen“ zu tun habe. Beide Seiten betonten, dass das Verhältnis zwischen beiden Staaten anhaltend ausgezeichnet sei. Cameron wird am 20. Juli zu seinem ersten offiziellen Besuch ins Weiße Haus kommen.
In Großbritannien hatte es wachsende Kritik an dem scharfen US-Ton gegen BP gegeben: Viele fürchten, dass das Ansehen des Landes insgesamt beschädigt werden könnte. Obama habe kein Interesse daran, den Wert des Energiekonzerns zu schmälern, teilte Downing Street in London nach dem Telefonat nun mit.
Zu dem für Mittwoch anberaumten Treffen im Weißen Haus wird mit Sicherheit der BP-Vorstandsvorsitzende Carl-Henric Svanberg erscheinen. Ob auch BP-Chef Tony Hayward kommt, blieb zunächst offen. Hayward wird sich auf jeden Fall am Donnerstag in Washington aufhalten: Dann wird er vor einem Kongress-Ausschuss zur Ölkatastrophe befragt.
Am kommenden Dienstag liegt die Explosion auf der von BP geleasten Ölplattform „Deepwater Horizon“, Auslöser der Ölpest, acht Wochen zurück. Immer noch sprudelt Öl massenhaft in den Golf von Mexiko und verseucht immer mehr Küstenabschnitte. Obama will am Montag erneut in die Krisenregion reisen, mit Hayward ist er bisher nicht zusammengekommen.
Nun ersuchte der Chef der US-Küstenwache, Admiral Thad Allen, aber in einem Brief an Svanberg um die Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden sowie „jedweder anderer angemessener“ BP- Vertreter bei einem Treffen im Weißen Haus. Obama werde zum Teil dabei sein. US-Medien wie die „Washington Post“ interpretierten dies als Aufforderung – nicht als Einladung.
Obama hat von BP auch verlangt, die anstehende Dividende an dessen Aktionäre wegen der Ölkatastrophe vorerst einzubehalten. Am Montag will der Konzern nun tatsächlich prüfen, ob die Milliarden-Zahlung für das zweite Quartal ausgesetzt wird, wie ein BP-Sprecher am Samstag bestätigte. In einem Bericht der Zeitung „The Times“ hieß es, BP wolle seine Dividenden so lange zurückhalten, bis das volle Ausmaß des Schadens abzusehen sei.
Jüngste offizielle Messungen deuten darauf hin, dass wesentlich mehr Öl ins Meer geflossen ist und weiter fließt als bislang angenommen. Von der US-Regierung beauftragte Forscher haben ihre Schätzungen deutlich nach oben korrigiert: Sie rechnen nach Angaben der US-Geologiebehörde jetzt im Maximum mit rund 5400 Tonnen pro Tag, die aus einem defekten Rohr in 1500 Metern Tiefe schießen. Bisher lagen die angenommenen Höchstwerte bei 3400 Tonnen.
BP saugt einen Teil des Öls aus dem Leck auf und will die Menge ab kommender Woche mit Hilfe einer weiteren Bohrplattform steigern. Ab Mitte Juli soll dann der Ölaustritt mit neuen Technologien noch stärker eingedämmt werden, außerdem sollen die dazu vorgesehenen Vorrichtungen auch so stabil sein, dass sie Hurrikans standhalten. Die US-Regierung ist mit den Bemühungen aber nicht zufrieden, sie gehen ihr auch zu langsam.
[TechFieber Green/mei / Foto deepwaterhorizonresponse/cc]
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