Der schwedische Energieversorger Vattenfall hat sein deutsches Stromübertragungsnetz veräußert. Käufer sind der belgische Netzbetreiber Elia und der australische Infrastrukturfonds IFM, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Der Kaufpreis belaufe sich auf 810 Millionen Euro. Der Vorstandschef der Vattenfall-Europasparte Tuomo Hatakka zeigte sich zufrieden, zwei finanzstarke und auf Langfristigkeit setzende Investoren gefunden zu haben. Grund für den Verkauf sei, dass nach Ansicht des Unternehmens für einen transparenten Markt Netz und Erzeugung getrennt sein müssen.
Das nun von Vattenfall verkaufte Übertragungsnetz firmiert als «50 Hertz Transmission GmbH». Der Verkauf solle im zweiten Quartal nach Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde und des deutschen Wirtschaftsministeriums abgeschlossen werden. Elia erhalte 60 Prozent der Anteile sowie die operative Kontrolle. Die übrigen 40 Prozent gingen an IFM. Der Barerlös für Vattenfall entspreche «grob» dem Unternehmenswert.
Die drei beteiligten Unternehmen verwiesen darauf, dass sich für die Kunden keine Auswirkungen auf die Übertragungstarife ergäben, da diese weiterhin der Regulierung unterlägen. Vielmehr profitierten sie von einer verbesserten Versorgungssicherheit und Effizienz im Netzbetrieb.
Hatakka betonte, dass der drittgrößte deutsche Energieversorger nicht gezwungen gewesen sei, das Netz zu verkaufen. Elia und IFM erfüllten jedoch die gestellten Bedingungen «sehr, sehr gut». Dazu zählten neben dem langfristigen Engagement auch Investitionszusagen sowie ein freier Netzzugang. Darüber hinaus übernähmen die Investoren alle Verpflichtungen gegenüber den rund 600 Mitarbeitern, sagte Hatakka.
Elia-Vorstandschef Daniel Dobbeni sagte, die Transaktion sei ein Schritt auf dem Weg zu einem Netzwerk in Zentraleuropa. Der Verkauf soll über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Elia kündigte an, alle Zusagen Vattenfalls zur Verbesserung des Netzes zu erfüllen. Dazu gehöre auch die Anbindung weiterer Stromerzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien, damit die an den Küsten produzierte Windenergie transportiert werden könne.
Christian Seymour von IFM betonte das langfristige Interesse an dem Engagement. Über Investitionen in das Netz solle nun «nach und nach» entschieden werden.
Der mehr als zwei Jahre andauernde Verkaufsprozess des rund 10 000 Kilometer langen Stromnetzes, das sich in Ostdeutschland und Hamburg befindet, hatte sich unter anderem vor dem Hintergrund der Finanzkrise als schwierig erwiesen. Insgesamt werden über das Netz rund 19 Millionen Kunden mit Strom versorgt. Es ist laut Hatakka eines der modernsten Hochspannungsnetze. Es hat wegen seiner Nähe zu den Windkraft-Standorten besondere Bedeutung für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Nach dem Verkauf dürfte die Bundesregierung ihre im Koalitionsvertrag vereinbarten Pläne einer deutschen Netz AG kaum noch verwirklichen können.
Vattenfall-Wettbewerber E.ON hat sein Höchstspannungsnetz bereits für rund 1,1 Milliarden Euro an den niederländischen Netzbetreiber Tennet verkauft und damit kartellrechtliche Vorgaben der EU-Kommission erfüllt.
[TechFieber Green/mei/ddp] [Photo ]
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