In mehreren Städten in Deutschland wird gerade getestet, wie künstliche Intelligenz (KI) die Trennung von Biomüll überwachen kann. Der Entsorgungsverband Saar (EVS) im Saarland setzt auf Müllfahrzeuge mit Kameras und Sensoren. Andere Städte, etwa München, Reutlingen oder Uelzen, machen ähnliche Tests.
Ziel ist es, Fehlwürfe im Biomüll zu reduzieren, also zum Beispiel Plastik, Glas oder ganze Kaffeemaschinen in der Biotonne zu vermeiden. Aber wie gut funktioniert das? Und wie sinnvoll ist der Einsatz teurer Technik für diesen Zweck?
Wie funktioniert die KI im Müllwagen?
Laut EVS Saar wurden Müllfahrzeuge mit einem Kamerasystem und KI-Software ausgestattet. Die Technik nennt sich „Biodetektion“ und kostet rund 450.000 Euro pro Fahrzeug.
Die Kameras fotografieren die Biotonne beim Öffnen und Entleeren. Ein eingebauter Chip identifiziert die Adresse, zu der die Tonne gehört. Erkennt die KI verbotene Stoffe, zeigt das System eine Warnmeldung an. Im Saarland ist das System seit Frühjahr 2024 im Testeinsatz, wie u. a. die Saarbrücker Zeitung berichtet.
Wo läuft das noch?
Auch andere Städte testen die Technik. Besonders viele Pilotprojekte gibt es laut Süddeutscher Zeitung in Baden-Württemberg und Bayern:
In Reutlingen läuft seit Anfang 2024 ein Pilotprojekt. In Pforzheim fährt bereits seit 2023 ein KI-Müllauto. München testet seit April 2024 gleich drei Systeme an fünf Fahrzeugen. In Uelzen (Niedersachsen) wird seit 2023 ein ähnliches Verfahren genutzt.
Ziel ist es, mithilfe digitaler Systeme die Qualität des Bioabfalls zu verbessern – ein typisches Beispiel für die Anwendung von Greentech im kommunalen Alltag.
Welche Strafen drohen? Bislang gibt es keine Bußgelder. Die Städte setzen auf Warnhinweise:
Im Saarland gibt es gelbe Zettel bei der ersten falschen Befüllung. Beim zweiten Mal bleibt die Biotonne ungeleert, versehen mit einem roten Hinweis. In Uelzen wird sogar ein Brief mit Beweisfotos verschickt – und wer weiter falsch trennt, bekommt Besuch von der Müllabfuhr zur persönlichen Beratung.
Diese Vorgehensweise soll sensibilisieren, nicht bestrafen. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen steht.
Warum wird das gemacht?
Laut NDR und SPIEGEL, die mit Beteiligten gesprochen haben, lautet das Hauptargument: Viele Menschen trennen Müll nicht richtig. Das sei ein Problem für die Weiterverarbeitung des Bioabfalls. Ein Sprecher aus Pforzheim sagte, man habe sogar eine Kaffeemaschine im Biomüll gefunden – ein Beispiel für massive Fehlwürfe.
Auch der EVS im Saarland betont, dass falscher Müll die Verwertung erschwert und hohe Zusatzkosten verursacht. Die KI-Systeme sollen Daten liefern, um gezielt aufklären zu können.
Kritische Einschätzung: Fortschritt oder teure Spielerei?
Die Idee, digitale Technologien im Umweltbereich zu nutzen, passt grundsätzlich zum Ansatz moderner ClimateTech-Lösungen: Ressourcen besser nutzen, Emissionen vermeiden, Prozesse automatisieren. Trotzdem sind mehrere Punkte kritisch zu bewerten:
Kosten und Nutzen: 450.000 Euro pro Fahrzeug ist viel Geld – besonders für Kommunen mit knappen Budgets. Ob das System langfristig günstiger ist als Aufklärung und Kontrolle durch Menschen, ist unklar.
Datenschutz: Das System verknüpft Bildmaterial mit Haushalten. Laut Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist das nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Kommunen müssen hier sehr transparent vorgehen.
Fehleranfälligkeit: KI-Systeme können falsch liegen. Was passiert, wenn der „Störstoff“ nur ein harmloses Blatt in Plastikoptik ist? Zu viele Fehlalarme könnten das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger untergraben. Verhaltensänderung: Die Technik kann erkennen, wer falsch trennt – aber löst sie das Problem wirklich? Oder braucht es mehr öffentliche Umweltbildung, statt nur technische Kontrolle?
Fazit: Ein Greentech-Experiment mit offenem Ausgang
KI in der Müllentsorgung ist ein spannender Ansatz im Bereich Greentech und ClimateTech. Sie zeigt, wie Digitalisierung auch im kommunalen Umweltschutz neue Wege gehen kann. Ob daraus ein echter Mehrwert für Klima, Ressourcen und Bürger entsteht, hängt aber davon ab, wie gut diese Systeme funktionieren, wie sie akzeptiert werden – und ob sie wirklich effizienter sind als herkömmliche Methoden.
Quellen und weitere Informationen:
EVS Saar – Entsorgungsverband Saar Süddeutsche Zeitung: KI-Müllautos in München NDR – Mülltrennung mit KI in Uelzen SPIEGEL – KI erkennt Fehlwürfe BfDI – Bundesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit
Wenn du magst, kann ich aus dieser Zusammenfassung auch einen Social-Media-Post, ein Newsletter-Snippet oder einen Blogbeitrag mit Teaserbild erstellen.